Wie Hammerschläge dröhnten Martin Luthers 95 Thesen vor 500 Jahren in die Welt hinaus: Sie räumten die Botschaft des Evangeliums frei von dem Missbrauch, den Tetzel und viele andere damit getrieben hatten und machte sie allen Menschen zugänglich.
Doch die Hammerschläge verletzten auch: Die Reformation führte zur Spaltung der Christenheit in zwei feindliche Lager, die sich blutig bekämpften. Aber auch lange darüber hinaus bestimmten Vorurteile und Feindschaft das Verhältnis der christlichen Konfessionen: Selbst im 20. Jahrhundert war der Gegensatz von evangelisch und katholisch bis in die Familien hinein spürbar, die Älteren können ein Lied davon singen.
Um die Botschaft von dem Gott der Liebe, der in unsere Welt kommt, um uns mit sich und untereinander zu versöhnen, haben Evangelische und Katholische über Jahrhunderte unversöhnlich gestritten.
2017 findet erstmals ein Reformationsjubiläum im Zeichen der Ökumene statt. Wir sind auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft ein gutes Stück vorangekommen und sehen, dass uns mehr verbindet, als uns trennt. Deshalb wird es im kommenden Jahr zahlreiche ökumenische Gottesdienste und Veranstaltungen geben, das Pfingstfest und das Reformationsfest etwa feiern wir gemeinsam mit Bischöfen aus ökumenischen Partnerkirchen.
Bevor wir das tun, gedenken wir der leidvollen Konfliktgeschichte in den vergangenen Jahrhunderten, bekennen, wo wir aneinander schuldig geworden sind und bitten Gott um Vergebung. Vor zweieinhalb Wochen haben wir damit im schwedischen Lund begonnen: Stellvertretend für Evangelische und Katholische haben Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Younan um Heilung der Erinnerung an die leidvolle Geschichte und der einander zugefügten Verletzungen gebetet. Am Buß- und Bettag tun wir dies in Nürnberg und an anderen Orten.
Auch Kirchen müssen Buße tun, brauchen Einsicht und Umkehr, Neuausrichtung auf die gemeinsamen Wurzeln in Jesus Christus. Dabei dürfen sie auf die Kraft der Versöhnung vertrauen. Gott sei Dank!