"Wir stehen gemeinsam da
als Nürnbergerinnen und Nürnberger
als Bürgerinnen und Bürger unseres Staates
als Glieder unserer Gesellschaft
als Christin sage ich: auch als Glieder der einen Familie Gottes
In dieser Woche sind der jüdischen Gemeinde 7 Psalmen aus der Bibel zum Nachdenken und Meditieren aufgebeben
Darunter der 64. Psalm, überschreiben mit „Bitte um den Schutz vor bösen Anschlägen“:
„Höre Gott, meine Stimme in meiner Klage
Behüte mein Leben vor dem schrecklichen Feind.
Verbirg mich vor den Anschlägen der Bösen
Vor dem Toben der Übeltäter
Die ihre Zungen schärfen wie ein Schwert und mit ihren giftigen Worten zielen sie wie mit Pfeilen und plötzlich schießen sie ohne Scheu.“
Es ist unser gemeinsames biblisches Gebetsbuch, aus dem diese Text stammt. Gebete, in denen keine menschliche Erfahrung und kein Gefühl ausgespart wird. Klare Worte für die Klage über furchtbare Erfahrungen und wunderbare Worte für die Sehnsucht nach dem Gegenteil:
Psalm 85
„Oh könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet.
Dass in unserem Land Ehre wohnt;
Güte und Wahrhaftigkeit einander begegnen und Gerechtigkeit und Frieden sich küssen.“
In unserer gemeinsamen Tradition ist vor Gott und den Menschen vieles erlaubt:
Erlaubt ist, zutiefst enttäuscht sein
Erlaubt ist zornig sein
Nicht erlaubt ist zu hassen
Verboten ist zu hassen
Denn Hass öffnete dem Töten die Tür.
Egal wie der Hass begründet ist, und wenn er scheinbar noch so logisch begründet ist, ja auch wenn er scheinbar religiös begründet wird:
Hass ist ein Angriff auf die biblische oder humanistische Idee vom Menschsein.
Für gläubige Menschen ein direkter Angriff auf den Schöpfer der Menschen und der Welt.
Hass ist Gotteslästerung!
Deshalb mit dem Motto des gerade zu Ende gegangenen Kirchentags:
Schaut hin und nicht weg! Lasst euch nicht täuschen! Geht los und gebt der Solidarität ein Gesicht!"
Statement von Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern bei der Kundgebung "Nein zu Judenhass" am 23.5.2021