Luther würde niemals NPD wählen

An verschiedenen Orten sind Plakate zu sehen mit einem Bild von Martin Luther und dem Satz „Ich würde NPD wählen“.

Warum Luther, würde er heute leben, sicherlich nicht NPD wählen würde, begründet der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Anselm Schubert von der Universität Erlangen wie folgt: 

„Luther hat 1521 in Worms gegenüber Kaiser, Kirche und Reich nicht individuelle Meinungs- und Gewissensfreiheit eingeklagt, sondern umgekehrt festgehalten, dass sein Gewissen im „Wort Gottes gefangen“ ist und gefordert, dass  in der Kirche allein das Wort Gottes gelten solle.

Wenn sich die NPD auf Luther berufen will, muss sie nachweisen, dass ihre  Positionen mit der Bibel übereinstimmen, so z.B. der Satz. „Den Fremdling sollt ihr nicht bedrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland“ (3. Mose 19,33f.)

Luther hat demgegenüber die weltliche Ordnung seiner Zeit und das landesherrliche Kirchenregiment niemals in Frage gestellt. Spätestens seit 1525 leitete er den Aufbau genau jener obrigkeitlichen Kirche ein, die die NPD so scharf kritisiert.

Wenn die NPD behauptet, Luther sei ein „aufrechter Patriot“ gewesen, der den Deutschen habe dienen wollen, ist zu entgegnen: Einen deutschen Nationalstaat und eine deutsche Staatsangehörigkeit gab es zu Luthers Zeit noch gar nicht. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war ein Bund von über 500 Territorien, zu denen auch Gebiete im heutigen Niederlanden, Schweiz, Frankreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Tschechien, Slowakei, Polen und Dänemark gehörten. Alle diese Völkerschaften gehörten zum Hl. Römischen Reich  Deutscher Nation. Den Begriff eines „Ausländers“ gab es im 16. Jahrhundert gar  nicht.

Wenn die NPD behauptet, Luther hätte „keine türkischen Parallelgesellschaften in deutschen Städten würde haben wollen“, so ist zu entgegnen:  Luther hat die „türkische Religion“ (den Islam) in der Tat abgelehnt (ebenso wie er  das Judentum, den Katholizismus, das Täufertum, die Reformierte Kirche und alle anderen Religion ablehnte). Gerade über den türkischen Staat seiner Zeit hat er aber besonders lobende Worte gefunden: dieser Staat sei besser organisiert als die christlichen Länder, die Türken hätten mehr Moral, Zucht und Sitte als die  Deutschen."